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Tendenz lustlos?

Neulich saß ich abends in meiner Kuschelecke. Wie so oft hatte ich mir ein bisschen „Arbeit“ mitgenommen, da ich abends nochmal für ein paar Stunden sehr gut und v.a. kreativ arbeiten kann:
Ein Konzept für einen Kunden, die „Hausaufgaben“ für die Experimentelle Zenkünste-Stunde am Mittwoch Abend im Institut Integrales Tai Ji Quan & Qi Gong und ein Fachbuch über die funktionale Sicherheit von Maschinen und Anlagen.

Reichlich seltsames Zeug, das wenig miteinander zu tun hat, würde man vermuten… Und ich war müde und hatte zu nichts so recht Lust. Ziemlich unmotiviert nahm ich das eine, dann das andere zur Hand … um es gleich wieder wegzulegen.

Nun überlegte ich: finge ich nun an zu lesen (wozu es mich noch am ehesten drängte), würde ich die anderen beiden Dinge überhaupt nicht mehr machen. Das Konzept eilte aber ein wenig, außerdem hatte ich für den kommenden Tag schon anderes geplant. Und, nun gut, auf die Hausaufgaben hätte ich schon ‚vergessen‘ können, aber das verbot mir eigentlich mein Stolz.
Also, Ergebnis meiner Überlegungen war, ich fange mal mit diesen „Hausaufgaben“ (nämlich Linien malen) an, das sollte in etwa 20 Minuten erledigt und damit vom Tisch sein. Und dann würde ich weiter sehen.

Gesagt, getan. Die Aufgabe war: Male eine Linie, die häufig abrupt die Richtung ändert, etwa so, wie sich eine Ameise bewegt oder ein Huhn.
Ich nahm Bleistift und Papier, stellte mir ein paar Momente lang Ameisen und Hühner vor – ein Marienkäfer drängte sich mir auch noch ins Bewusstsein, keine Ahnung, woher er kam – und begann ganz unwillkürlich zu zeichnen.

Linien mit abrupten Richtungswechseln
Linien mit abrupten Richtungswechseln

… zuerst die Ameise … dann das Huhn … und schlussendlich schlug auch der Marienkäfer noch seine Kapriolen.

Dann war da auch noch die Aufgabe, Linien zu malen, die man singen kann (hm, na ja, die man singen kann, wenn man singen kann? Nein, die jeder – auch ich – singen können sollte). Schon schwieriger!
Ich nahm ein neues Blatt, legte den Bleistift beiseite und schnappte mir meine ca. 35 Jahre alten Pelikan-Wachsmalkreiden. (Ja, sie haben irgendwo im Schrank überdauert, um nun endlich ihre wahre Berufung gefunden zu haben!)

Linien, die gesungen werden können
Linien, die gesungen werden können

Über meine Versuche, die Linien zu singen, schweige ich mich hier aus … aber ich stellte mir zumindest vor, wie sie jemand, der es kann, singen würde. Meine Stimme tut nicht immer das, was mein musikalisches Ohr sich vorstellt … das frustriert leider manchmal. Aber ich hatte trotzdem einigen Spaß mit mir selber, während ich darüber sinnierte und malte …

Danach legte ich die Malutensilien weg und nahm – ganz selbstverständlich – das Konzept zur Hand. Wie durch ein kleines Wunder purzelten die Ideen nur so aus mir heraus. Das Konzept gedieh, es funktionierte wie am Schnürchen. Und nach gar nicht allzu langer Zeit hatte es Hand und Fuß. (Mal sehen, was der Kunde dazu sagt, aber das ist ja eigentlich auch egal. Für mich war es erstmal ein Wurf, der sich sehen lassen konnte.)

… und dann kam ich eben doch noch zu meinem Buch und hatte auch noch genügend Zeit, um mich in die Sicherheitsgrundnormen EN ISO 12100, ISO 13849-1, IEC 62061, Performance Level und Safety Integrity Level, Gefährdungsanalyse, Risikoeinschätzung und Risikobeurteilung zu vertiefen.

Es mag zwar nicht jeder mit mir einer Meinung sein, aber für mich war es ein rundum gelungener und kreativ-produktiver Abend, der mich müde aber glücklich ins Bett fallen ließ.
… und angefangen hatte es damit, dass ich meine Lustlosigkeit mit ein paar einfachen Linien aufs Papier (ver-)bannte!

Wenn Sie das nächste Mal „null Bock“ auf irgendwas haben, versuchen Sie es doch mal damit, singend ein paar Linien zu malen!
Und berichten Sie uns über Ihre Erfahrungen!

Einzigartig und außergewöhnlich wie jeder Mensch: die 5

War die 4 eine “ideale” Zahl, so ist die 5 nicht weniger außergewöhnlich.
Während die 4 etwas Gerades, Klares, Logisches an sich hat – was auch in den Ge4ten zu sehen ist, die in sich abgeschlossen zu sein scheinen –, so ist die 5 sperrig und ungebärdig!

Als Verbindung aus der männlichen 3 und der weiblichen 2 versucht sie die Gegensätze zu verbinden und deutet dabei symbolisch auf die Schwierigkeiten, die dabei entstehen: sie ist unteilbar und hat ihre Eigenarten. Mit Fünfecken lässt sich z.B. keine Fläche vollständig bedecken…
… und der Mensch, der Ausführende, der das Ge4t zum Leben erweckt und zum Ge5t macht, ist ebenso sperrig wie einzigartig. Kein Ge4t gleicht dem anderen, wenn es zum Ge5t wurde!

Und doch: die 5 ist allgegenwärtig in der Natur und daher eine Kraft, ein Symbol, das wir in unserem Leben finden und fühlen sollen. Fünf Sinne sind dem Menschen eigen, fünf Finger und fünf Zehen an jeder Hand und jedem Fuß, fünf Blütenblätter und/oder Staubblätter finden sich an unzähligen Pflanzen…

Ge5t

…und die oberen Konjunktionen von Venus und Sonne beschreiben im Tierkreis ein Pentagramm … fast … denn, es “fehlen” jedes Mal etwa 2,4°, so dass das Pentagramm nie wieder an den Ausgangspunkt zurück kehrt.
Kann man sich ein schöneres Symbol vorstellen für die unendlichen Gesetze, auf denen unser Leben beruht?

Dieser kleine, aber feine Umstand macht es auch Mephisto in Goethes Faust ein wenig schwer, sein teuflisches Treiben auszuleben:

“MEPHISTOPHELES:
[…] Dürft ich wohl diesmal mich entfernen?
FAUST:
Ich sehe nicht, warum du fragst.
Ich habe jetzt dich kennen lernen
Besuche nun mich, wie du magst.
Hier ist das Fenster, hier die Türe,
Ein Rauchfang ist dir auch gewiß.
MEPHISTOPHELES:
Gesteh ich’s nur! daß ich hinausspaziere,
Verbietet mir ein kleines Hindernis,
Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle-
FAUST:
Das Pentagramma macht dir Pein?
Ei sage mir, du Sohn der Hölle,
Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?
Wie ward ein solcher Geist betrogen?
MEPHISTOPHELES:
Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen:
Der eine Winkel, der nach außen zu,
Ist, wie du siehst, ein wenig offen.
FAUST:
Das hat der Zufall gut getroffen! […]”
Goethe: Faust I, Szene im Studierzimmer

Aber zurück zur Erforschung der Zahl 5.
Alle alten Hochkulturen erhoben ihren Blick in den gestirnten Himmel und beobachteten das Spiel der Venus. Und alle suchten – “wie oben, so unten” – nach Entsprechungen auf der Erde.

In der Symbolik der abrahamitischen Religionen ist die 5 allgegenwärtig. Von den fünf Büchern Moses (Pentateuch) über die fünf Wunden Christi hin zu den fünf Pfeilern des Glaubens im Islam…

Gilt im chinesischen Kulturkreis die 4 – aufgrund ihrer Lautgleichheit zum Wort “Tod” – als Unglückszahl, ist mit der Zahl 5 das große Glück verbunden.
Die ganze Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beruht auf den 5 Wandlungsphasen. Je nachdem, in welcher Reihenfolge und Richtung sich die Wandlungsphasen gegenseitig beeinflussen, kann dies unterschiedliche Auswirkungen haben.

Die 5 Wandlungsphasen
Die 5 Wandlungsphasen

… und wieder sehen wir das Pentagramm!

Agrippa von Nettesheim stellte den Menschen in einen Kreis … und fand schon wieder ein Pentagramm.

Heinrich Cornelius Agrippa
Heinrich Cornelius Agrippa [Public domain], via Wikimedia Commons
Dem ordnete er die damals bekannten fünf Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn zu. “Dumm” war nur, dass zu seiner Zeit im vom hellenistischen Denken geprägten Kulturkreis nur 4 (!) Elemente bekannt waren! (Wir erinnern uns, die Pythagoreer verherrlichten die Zahl 4, daher durfte es nicht mehr als vier Elemente geben!)
… und so machten sich die Alchemisten auf die Suche nach dem geheimen fünften Element: der quinta essentia, der Quintessenz!
… die die Chinesen ja eigentlich schon längst gefunden hatten!

Bei dieser Allgegenwart der 5 und des Pentagramms ist es kein Wunder, dass fast alle Kulturen Pentagramme oder auch Hände mit ihren fünf Fingern als Amulette zur Abwehr böser Geister einsetzten (wichtig: beim Pentagramm muss dazu die Spitze unbedingt nach oben weisen!).

Es ist wohl gerade das Sperrige, das Unteilbare, Nicht-Einordenbare, die Verbindung des Männlichen und Weiblichen, das der Zahl 5 ihren Charakter gibt.

Freuen wir uns also, wenn wir die Ge4te auf unsere je eigene Art und Weise zu Ge5ten machen. Und beobachten wir, wie anders jeder Mensch seine Einzigartigkeit einbringt: erst damit entsteht das Glück, das gegen die bösen Geister wirkt!

Wandlungsphasen und Haikus, ars73
Wandlungsphasen und Haikus von ars73

Literatur:
Endres, Franz Carl; Schimmel, Annemarie (1995): Das Mysterium der Zahl. Zahlensymbolik im Kulturvergleich. Sonderausgabe. München: Diederichs (Diederichs gelbe Reihe Weltkulturen, 52).

Bilder:
@AWF
@ars73
Wikimedia Commons

4 … oder: die ideale Zahl

Die Zahl 4 als Ordnungsprinzip ist in der Kulturgeschichte allgegenwärtig und ist ein Ausdruck der weitesten Entwicklung. Sie stellt das Ende eines Zyklus dar, der mit einer Zweiheit – einem Dualismus – beginnt.

Am Anfang steht die 1, die Einheit, das Ungeteilte. Teilt dieses Eine sich (Yin&Yang, Licht&Dunkel, männlich&weiblich, Wasser&Erde…), entsteht eine Zweiheit und mit ihr ein Dualismus der zwei scheinbar unvereinbaren Gegensätze.

Indem man “Gegensätze” nicht dual, sondern polar betrachtet – also zusammengehörig wie die Pole eines Magneten – nimmt man einen übergeordneten Sinn an, der die Gegensätze vereinen kann. Das Eine, Ungeteilte, kommt wieder hinzu als Drittes … und wir sind bei der Zahl 3.

Die 2 kann aber nun etwas eigenes: die beiden Elemente kann man zueinander in Beziehung setzen. Dieses zu jenem, jenes zu diesem, dieses zu diesem und jenes zu jenem. Dazu benötigt man die 1 nicht! Und, es entstehen 4 Möglichkeiten der Kombination.

Damit ist man tatsächlich am Ende eines Zyklus, denn aus den Zahlen 1, 2, 3 und 4 lassen sich alle anderen Zahlen ableiten. 1+2+3+4=10, womit diese vier Ziffern auch die Basis des Dezimalsystems darstellen. Ganz zu schweigen vom binären Zahlensystem, das genau auf diesen zuvor beschriebenen 2² Beziehungen aufbaut. Kein Wunder, dass die Phythagoreer die Zahl 4 als ideale Zahl betrachteten.

2×2: das Rechteck, oder in der Sonderform ein Quadrat, ist in praktisch allen Kulturen Grundlage für die Gestaltung von Häusern, Feldern und Dörfern. Das Feng Shui in China baut ebenso darauf auf, wie die Ordnung der Kelten oder Maya. Und auch in unserer Sprache erinnert das Wort “Stadt-VIERTEL” an diese Grundlage.
Selbstverständlich denkt man nun auch an die 4 Himmelrichtungen, 4 Mondphasen, 4 Jahreszeiten…

…und weiter an 4 Kardinaltugenden (Weisheit, Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit), die 4 apokalyptischen Reiter in der Offenbarung des hl. Johannes, 4 Vedas der Inder, 4 heilige Bücher des Islam, 4 Evangelien, die 4 edlen Wahrheiten des Buddhismus, das Tetragramm des Gottesnamens in der hebräischen Bibel, das Kreuz mit seinen vier Dimensionen … und, nicht zuletzt, an den Archetyp der Quaternität, den C. G. Jung eingeführt hat, mit dem das trinitarische Denken abgelöst werden sollte.

Raum
Raum (sichtbares Licht, Dimensionen, Weltraum, Raumzeit)
(Ölkreide auf Papier, © ars73, 2008)

Die 4 drückt immer etwas aus, was eine weitere Entwicklung darstellt, etwas, das über das hinausgeht, was gemeinhin durch eine Dreiheit ausgedrückt wird.
So kritisierte im 15. Jahrhundert der mystische Dichter Kabir Hinduismus und Islam gleichermaßen, wenn er sich darüber beklagt, dass Millionen von Menschen die Drei (Reichtum, Sinneslust und rechtes Verhalten) suchen. Das einzig Erstrebenswerte sei jedoch das Vierte: die Erlösung von der Unrast des geschöpflichen Lebens. [zit. nach Endres, Schimmel (1995)]

Friedrich Weinreb, der sich intensiv mit der Zahlenmystik in der hebräischen Bibelsprache auseinander gesetzt hat, findet so auch weitere Entsprechungen der Zahl 4. Er beobachtet z.B. 4 Elemente der Sprache:
– Buchstaben (geschriebene)
– Laute (gesprochene Konsonanten der hebräischen Sprache)
– Vokale (die Farbe der Laute)
– die Melodie des gesprochenen Wortes oder Satzes.

Dieser 4-heit spüren wir gerade in den Experimentellen Zenkünsten nach, wenn wir sinnfreien Lautmalereien zuhören und Sprache auf eine ganz andere Art erhören, erspüren und erfahren.

Und im Tai Ji Quan und Qi Gong spüren wir weitere 4-heiten unseres Körpers:

  • 4 Temperamente, die auf die 4 Gallen beruhen, der schwarzen, der roten, der weißen und der grünen
  • 4 Extremitäten
  • Lunge, Atem, Herz und Kreislauf, die 4-heit, die für unser Leben steht
  • und das Verhältnis 1:4 von Lunge zu Herz, denn auf einen Atemzug kommen etwa vier Herzschläge.

Vielleicht achten Sie in Zukunft beim Üben von Tai Ji und Qi Gong oder auch beim Experimentieren mit den Zenkünsten einmal bewusst auf diese Vierheiten.
Wenn Ihnen weitere auffallen, freuen wir uns über Kommentare und eine Diskussion.

 

Literatur:
Endres, Franz Carl; Schimmel, Annemarie (1995): Das Mysterium der Zahl. Zahlensymbolik im Kulturvergleich. Sonderausgabe. München: Diederichs (Diederichs gelbe Reihe Weltkulturen, 52).
Weinreb, Friedrich (1987): Leiblichkeit. Unser Körper u. seine Organe als Ausdruck d. ewigen Menschen. 1. – 3. Tsd. Weiler im Allgäu: Thauros.
Weinreb, Friedrich (2007): Zahl, Zeichen, Wort. Das symbolische Universum der Bibelsprache. Neu gestaltete inhaltlich unveränderte Ausgabe. Zürich: Verlag der Friedrich-Weinreb-Stiftung.

Die Sterne zwingen nicht … oder: die kardinale Klimax

Staatspräsidenten mit Allmachtsphantasien, verschwundene Flugzeuge, Achterbahnfahrten an der Börse, etablierte Parteien, von denen plötzlich niemand mehr spricht, Bürger, die sich nicht länger von totalitären Machthabern unterdrücken lassen wollen … Hoffnung und Wandel, Erwachen aus einem Dornröschenschlaf und den Beginn des Wassermannzeitalters kann man sich auch harmonischer vorstellen!

… werfen Astrologen jedoch einen Blick zu den herrschenden Gestirnkonstellationen, verwundert das alles keineswegs. Steuern wir doch geradewegs auf den Höhepunkt der Kardinalen Klimax zu. Das “Kosmosetting zum Fürchten” erwartet uns am Ostermontag.

Begonnen hat diese kosmische Spannung, deren auffälligste Konstellation das Uranus-Pluto-Quadrat ist, 2008. Wir erinnern uns an den Zusammenbruch der Lehmann-Bank. In der Folge schlittert die Welt von Finanzkrise zu Finanzkrise: Banken, die gestützt werden müssen, weil sie “too big  to fail” sind … im Gegensatz dazu Sparguthaben, die – alternativlos – immer weniger statt mehr werden.
Dazu kommen: Naturkatastrophen, rebellierende Völker und Umbrüche im persönlichen Umfeld.

Nun wird diese Konstellation am 21.4.14 ihren Höhepunkt erreichen. Nicht nur das Uranus-Pluto-Quadrat wird gradgenau, hinzu gesellen sich noch Jupiter und Mars, die das große Quadrat perfekt machen. Betroffen ist der Bereich zwischen 13-15° kardinal:

Kardinale Klimax
Kardinale Klimax, 21.4.14, 12:00 Uhr (MESZ) für München

Was wird passieren?

Was genau passieren wird, kann niemand seriös vorhersagen. Betrachten wir die historischen Daten der letzten Uranus-Pluto-Quadrate (1840-1850 und 1927-1934) ahnen wir, dass es kein Spaziergang wird, so wenig wie die Jahre von 2008 bis heute ein Spaziergang waren … jeder einzelne möge hier auch die eigenen Umstände betrachten!

Uranus im Widder verspannt mit Pluto im Steinbock und Jupiter im Krebs deuten auf finanzielle Krisen. Tritt Mars in der Waage hinzu, kann manches sehr schnell gehen. Pluto fördert Dinge zutage, die so mancher lieber unter dem Teppich haben möchte, das Mundanhoroskop der USA ist betroffen … Es könnte also schockierende und heftige Überraschungen geben, die viel weiter reichen als gedacht.

… und dann wäre die Zeit reif für neue Einsichten und ein neues Denken, das verantwortungsvoll umgeht mit Geld, Freiheit und dem Vertrauen der Bürger.

Was ist zu tun?

Nun, kein Aspekt ist nur negativ! Manche Strukturen müssen vergehen, um sich erneuern zu können. Wachstum ist immer auch mit Loslassen verbunden.

Treten Uranus und Pluto spannungsgeladen miteinander in Kontakt, kann man davon ausgehen, dass sich alle nutzlosen Strukturen auflösen werden, mit denen man sein Leben zugestellt hat.
Außerdem müssen wir mit erhöhter Unfallgefahr rechnen und verrückt spielendem Wetter.

Vermeiden Sie also in den Osterferien alle riskanten Sportarten, verhalten Sie sich im Straßenverkehr eher defensiv und planen Sie ein, dass es andere nicht tun. Vermeiden Sie ebenfalls alle unnötigen Operationen und Zahnarzttermine. Durch die Widder-Betonung ist mit Misserfolgen und hohem Blutverlust zu rechnen.
Stellen Sie sich auch in Ihren zwischenmenschlichen Beziehungen auf einige Zerreißproben ein. Dieses “Kosmosetting” deutet mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf alles, was nicht mehr stimmig ist! Die Auseinandersetzungen und Machtspiele könnten heftig werden, Sie werden mit Ihren eigenen Problemen konfrontiert werden.

Das mag vordergründig schrecklich klingen. Es geht dabei aber um nichts weniger als eine Bewusstseinserweiterung und um die Chance, sich von der Vergangenheit zu lösen. Vielleicht sind ja auch Sie der- oder diejenige, die sich gegen unerträgliche Einschränkungen wehrt, ja, wehren muss!
Kämpfen Sie nicht gegen das Schicksal, bejahen Sie es. Und haben Sie Geduld. Nicht alles wird gleich auf Anhieb funktionieren, lassen Sie zu, dass mehrere Möglichkeiten ausgetestet werden. Aber verlieren Sie Ihre übergeordneten Ziele nicht aus dem Blick. Mit Trotz, Gewalt und Zwang werden Sie sicher nichts erreichen!

“Gewinnen werden Sie durch Loslassen, weil Sie dann beide Hände frei haben werden, Neues anzupacken.” So formuliert es Winfried Noé in seiner Kolumne im Zukunftsblick 4/2014. Besser kann ich es auch nicht sagen.

Ich wünsche Ihnen einen hoffnungsvollen Blick in eine wunderbare Zukunft!

Von der Be-WERT-ung zum Wert

Ein Thema, das sich für einen Anfänger der Experimentellen Zenkünste z.B. in den Konstellationsspielen aufdrängt, sind Bewertungen. War das jetzt gut, was ich gemacht habe, oder nicht?
Nun geht es genau darum, diese Fragen und Bewertungen erst einmal wahrzunehmen … und irgendwann auch sein zu lassen. Es ist egal…

Aber ist das so sinnvoll? Wäre es wirklich gut, wenn unser Leben frei von Bewertungen wäre?
Ich meine, nein!

Fangen wir ganz archaisch an. Der Jäger und Sammler, der auf der Suche nach Nahrung ein Tier erlegt oder Früchte gefunden hat, musste immer entscheiden, ob diese Nahrung genießbar war oder nicht. Das ist eine Bewertung! Und noch dazu eine sehr wichtige!
Ein leitender Angestellter oder Unternehmer auf der Suche nach einem neuen Mitarbeiter: Der neue Mitarbeiter muss bewertet werden, ob er/sie für die Stelle geeignet ist und die notwendigen Fähigkeiten mitbringt. Kein beliebtes Thema! Aber notwendig!
Jeder Liebende bewertet seine Liebe! Sonst wäre die Liebe nicht da… Irgendetwas hat er oder sie in den Augen des Liebenden, was andere nicht haben.
Bewertung ist unvermeidlich. Schon die Tatsache, dass man liebt, ist eine Bewertung. Und das ist gut so!

In unserer Gesellschaft wird sehr viel Unwichtiges bewertet. Modische Kleidung, Äußerlichkeiten und Statussymbole spielen eine größere Rolle als der Mensch, der in der Kleidung steckt!
Dort, wo allerdings eine ehrliche Bewertung angebracht wäre, findet sie in der Regel nicht nur nicht statt, sondern wird nachgerade bekämpft unter dem Deckmäntelchen der Chancengleichheit o.ä.
Nehmen wir die Berufswahl: eine liebevolle Be-WERT-ung eines Jugendlichen würde so manchen unglücklichen Erwachsenen vermeiden helfen. Wieso soll ein junger Mensch, der gerne und gut kocht und bäckt, Industriekaufmann werden?
Nur, weil man damit – vielleicht – mehr Geld verdienen kann und in einem namhaften Großkonzern einen – angeblich – sicheren Arbeitsplatz bekommen kann? Welchen Wert hat es dann, dass aus diesem fröhlichen jungen Menschen ein unglücklicher, womöglich kranker, Arbeitnehmer wird, der sich im Großkonzern eingesperrt und “versklavt” fühlt? Dieser fröhliche Mensch würde unter Umständen mit einem eigenen kleinen Restaurant sehr glücklich werden… Wer weiß das schon außer dem Betroffenen selbst?

Bewertungen sind immer subjektiv. Das muss uns klar sein.
Schwierig wird es nämlich in dem Moment, wo diese subjektiven Maßstäbe objektiviert und gedankenlos anderen übergestülpt werden. Wenn wir in unserer großen Liebe – durch die rosa Brille – etwas sehen, was gar nicht da ist, wird es zwangsläufig irgendwann knallen!
Genauso, wenn Eltern (und Lehrer) junge Menschen in Berufe drängen, von denen die Erwachsenen Wunschvorstellungen in sich tragen, die aber weder mit dem Berufsalltag noch mit den Vorlieben und Eignungen des jungen Menschen etwas zu tun haben…

Die Experimentellen Zenkünste lehren mit ihrer achtsamen Wahrnehmung von Bewertungen, den Maßstab nicht an andere Menschen oder Dinge anzulegen – sondern an die Bewertungen an sich.
Auch eine Bewertung der eigenen Person ist in Ordnung, solange sie mich auf meinen ganz eigenen Weg führt, mich spüren lässt, was ich sehr gut kann, was mir Freude macht. Ist die Selbstbewertung jedoch so, dass sie den eigenen Selbstwert schmälert, muss sie als das erkannt werden!

Die Be-WERT-ung muss den Wert erkennen: den Wert des Objekts der Bewertung und den Wert der Bewertung an sich.

Ein stylishes T-Shirt ist ein Stück Stoff – oft nicht mal ein besonders wertvoller Stoff. Man zieht es an, weil irgendjemand (wer eigentlich?) festlegt, dass dieses Stück Stoff in dieser Farbe unbedingt “angesagt” ist. Auch dann, wenn man weder die Farbe noch den Schnitt mag… Das ist uns wichtig! Nach solchen Äußerlichkeiten be-WERT-en wir einen anderen Menschen. Fragen dabei aber nicht, ob dieser Mensch glücklich ist!
Der junge Mensch auf der Suche nach einem Beruf (und hier sollten wir “Berufung” hören) ist es uns nicht wert, dass wir uns so viele Gedanken über ihn machen, wie über unser stylishes T-Shirt. Der wird in einen Beruf gedrängt, in dem er sich möglichst viele stylishe T-Shirts kaufen kann…
Wir werden zu Konsumenten erzogen! Im Grunde ist es allen egal, was wir gut können und wie wir uns fühlen. Hauptsache, wir kaufen.

Wir dürfen und können nicht ohne Be-WERT-ungen leben, aber wir müssen sie erkennen. Und wir müssen einen eigenen Wert-Maßstab entwickeln, der jedesmal eine Warnlampe aufleuchten lässt, wenn wir von außen Be-WERT-ungen annehmen, ohne sie zu hinterfragen. Wenn wir mehr Aufmerksamkeit auf unseren Kleiderschrank und unser Auto richten als auf unsere Kinder.

Be-WERT-ungen sind wert-voll, aber sie dürfen kein Prokrustesbett werden, in dem alles abgeschnitten wird, was mich oder jemand anderen als Person ausmacht…

Vom Ego und der Kunst, im Hier und Jetzt zu leben

(Teil 2 des Artikels: Widerstand ist eine Form von Beurteilung)

Es geht um nichts Geringeres, als wach zu werden und wieder die Kontrolle über unser Denken zu erhalten. Nur dann können wir wirklich weiter kommen auf unserem Weg. Denn das Ego hat die unangenehme Eigenschaft, sich nicht aus der eigenen Komfortzone heraus bewegen zu wollen. Es will alles so lassen, wie es ist, auch wenn wir mit unserem Status Quo noch so unzufrieden sind! Aber, da weiß man wenigstens, was man hat… Das Neue, das Andere, nein, das kennt das Ego nicht, das muss also schlecht sein!

„Du musst dich permanent beobachten – vor allem deine Gedanken – in jedem Moment, ohne etwas auszulassen. Die Beobachtung ist wesentlich zur Trennung des Selbst vom nicht-Selbst … Sei dir jenes Zustandes bewusst, der einfach nur Sein ist, ohne dieses oder jenes zu sein.“
Nisargadatta Maharaj

Also, ganz egal, ob wir unser Leben grundlegend ändern oder einfach nur bessere Push Hands-Spieler werden wollen … es lohnt sich, den eigenen Gedanken zuzuhören. Und dabei bis ins innerste Mark zu erschrecken!

Wie oft kauen wir eigentlich kleinste Unannehmlichkeiten durch, die uns widerfahren sind? Wie lange beschäftigen uns Bilder der Gewalt aus Filmen oder Fernsehnachrichten? Und, meine Güte, wie schnell urteilen wir? (Dass die Welt schlecht ist, wissen wir schließlich … aus dem Fernsehen!) Vor allem, was nützen uns diese Urteile und Meinungen eigentlich, mit denen wir dann durch die Welt trampeln? Und von denen wir, ach, so schwer wieder Abstand nehmen können?

Doch halt, wir haben ja schon erfahren, dass gar nicht wir es sind…

Wut, Ärger und Angst sind nichts anderes als ein schnelles, meist allzu schnelles, Urteil über die Situation. Das Ego möchte die Kontrolle nicht verlieren und leistet Widerstand. Es will weg! Oder siegen! Da es aber keine neuen Ideen zulassen kann (wo kämen wir da hin?), wird es nie verstehen, dass man durch Nachgeben oder das Zugeben von Schwächen siegen und aus Fehlern lernen kann.

Es geht also darum, das Ego zu beobachten, wie es für uns denkt und handelt. Das Bewusstsein muss wieder die Kontrolle über unser Denken und Handeln bekommen. Versuchen Sie doch einmal herauszufinden, wie lange Sie gar nichts denken können?

Es ist schwer, die Gedanken vollständig zur Ruhe zu bringen. Eine gute Möglichkeit, es zu üben, bietet sich beim Push Hands. Hier können wir vor jeder Begegnung daran arbeiten, unseren Affengeist schweigen zu lassen, präsent zu sein, die Aufmerksamkeit auf unseren Körper und unseren Partner zu richten. Und, nehmen wir doch all die Gefühle einfach wahr, die in uns aufsteigen, wenn wir uns Aug’ in Aug’ gegenüber stehen oder unser Gleichgewicht verlieren…

Warum immer gleich die Situation bewerten in Form von Wut oder Überlegenheitsgefühlen? Freuen wir uns doch stattdessen lieber über unsere Fehler! Wenn es uns gelingt, sie zu betrachten, ohne sie zu bewerten, dann und nur dann können wir echte Fortschritte machen!

Denn je stiller der Affengeist, umso unbesiegbarer wird man. Und der Affengeist wird still, wenn man im Hier und Jetzt ist. Da gibt es weder Schmerz über Dinge, die längst vergangen und ohnehin nicht mehr zu ändern sind, noch Spekulationen über zukünftige Katastrophen, die meistens eh nicht eintreten … und wenn doch, dann immer anders als geplant! Im Hier und Jetzt hat der Affengeist seine Grundlage verloren und muss schweigen. Dann ist der Weg frei, eine Situation so wahrzunehmen, wie sie wirklich ist. Die notwendige und angemessene Reaktion stellt sich von selbst ein.

Das und nichts anderes dürfte der „Trick“ jener alten Meister gewesen sein, von denen überliefert ist, dass sie ihren Gegnern so lange Aug’ in Aug’ gegenüber standen, bis die Gegner die Nerven verloren, aufgaben und ihre Absicht im Angriff verrieten. Mit einem leeren Geist und der Aufmerksamkeit ganz im Augenblick ist der Sieg dann sicher.

Wenn es denn so einfach wäre…

 

(Literatur:
Shaw, Andy: A bugfree mind, 3. Aufl., September 2013; http://www.abugfreemind.com
Tolle, Eckhart: The power of NOW. A guide to spiritual enlightenment. New World Library und Namaste Publishing, 2004)

Schere, Stein, Papier? – Stein, Tuch, Seil!

Die Oberfläche ist kühl, rau und schmiegt sich schwer in meine Hand. Wo ich den Stein weggenommen habe, ist nun eine Lücke. Es sieht dort anders aus.

Der Stein wird warm in meiner Hand, ich sehe das Muster auf seiner Oberfläche … spüre den Platz, auf den ich ihn legen werde … zwischen die anderen Steine und zwei lange Bambusstöcke.

Experimentelle Zenkünste mit Steinen
Experimentelle Zenkünste mit Steinen

Wann habe ich zum letzten Mal ein Gewicht in meiner Hand so achtsam wahrgenommen? Habe ich es überhaupt jemals getan?

Ich höre das tiefe, tönende Geräusch, das der Stein auf der Holzplatte erzeugt, als ich ihn ablege.

Ich höre, ich spüre, ich schaue … und staune, als ich unser „Spielfeld“ aus verschiedenen Perspektiven betrachte. Schließlich entdecken wir auch die dritte Dimension…

Grau ist nicht gleich grau…
Fläche ist einheitlich, gemustert, von mäandernden Linien durchzogen…
Wölbungen, Vertiefungen, Kanten…
groß, rund, flach, eckig oder klein,
für uns im Alltag: nur ein Stein!

… über den wir stolpern,
… den wir achtlos aus dem Weg treten.

Wie vieles hätte er uns zu sagen, würden wir ihm zuhören?
Wie vieles könnten wir durch ihn über uns selbst erfahren, ließen wir es zu?

War da nicht einen Moment in mir die Versuchung, den Stein einfach irgendwie mit einer Hand hinzulegen? Ihn gleichsam fallen zu lassen?
Als ich ihn dann doch mit beiden Händen ablege, spüre ich, dass die nach unten weisende Fläche nicht gerade ist. Wieso sollte sie auch? Der Stein kippt ein wenig nach, bevor er zur Ruhe kommt. Meine Hände fangen dieses Kippen auf … und warten, bis der Stein eine stabile Lage gefunden hat.

Nun liegt er aber nicht so, wie ich es erwartet hatte…
Egal! Es ist gut, wie es ist!

Experimentelle Zenkünste mit Tüchern
Experimentelle Zenkünste mit Tüchern

Das Harte, Kalte, Graue wird weich, zart, warm und bunt, wenn wir mit Tüchern spielen. Was vorher als Stein unverändert liegen blieb, bewegt sich nun im Wind, schwebt … rutscht … tut überhaupt nicht das, was man erwartet oder möchte … bäumt sich auf … und fällt in sich zusammen.

Rot, Gelb, Blau – werden trotzdem eine Einheit.

Die dicke Seide raschelt leise, wenn wir sie bewegen. Wir lassen sie rutschen, werfen, zupfen, raffen, drapieren – immer reihum, jeder greift auf (im Wortsinne!), was zuvor entstanden ist.

Der Stoff wiegt, verglichen mit den Steinen, fast nichts – und doch entstehen Gewichtungen: das dunkle Blau ist so viel schwerer als das lichte Gelb. Ziegelrot schafft Ausgleich.

Experimentelle Zenkünste mit Seil
Experimentelle Zenkünste mit Seil

Viele Steine, drei Tücher, ein Seil – Verdichtung!

Geworfener Stein – zerstört
Geworfenes (Hand-)Tuch – gescheitert (oder ist es ein Segel im Wind?)
Geworfenes Seil – verbindet, verankert

Das Seil fließt, Bewegungen an einem Ende setzen sich ein Stück in das Seil hinein fort. Ein sattes Geräusch, wenn es auf dem Boden aufschlägt!

Wir ziehen, werfen, drehen – es entstehen: Schriftzeichen? Runen?

Wieder die Frage, was will es mir sagen?

Experimentelle Zenkünste mit Seil
Experimentelle Zenkünste mit Seil

Aber: Will es mir überhaupt etwas sagen? Ist es nicht schon wieder so etwas typisch Menschliches, dass ich immer nach einer Bedeutung suche, bewerte, urteile?
Kann ich das Seil, die Tücher, die Steine nicht einfach so akzeptieren, wie sie in ihrer Eigenart zu liegen kommen?

Was aber ist es dann, was mich an dieser Ecke zupfen, jenen Stein verschieben, die Seilwindung drehen lässt?

Da ist etwas in mir, das nach Ausgewogenheit schreit, das das Spielfeld betrachtet und diese Ecke zu leer findet, jenen Stein zu einsam…

Nur, ist das die gleiche Instanz in mir, die urteilt? Die etwas schön oder hässlich und Experimentelle Zenkünste doof oder höchst spannend findet?
Oder ist da nicht etwas viel tiefer in mir, das dem roten Stoff zu mehr Ausdruck verhelfen und das eng gewundene Seil aus seiner gequälten Haltung befreien möchte?

Viele Fragen für die nächsten Stunden…

Widerstand ist eine Form von Beurteilung

Begeben wir uns ins China des 13. Jahrhunderts. Wir sitzen zu Füßen des ehrwürdigen Meisters Chang San-Feng und lauschen seinen Ausführungen über Shen (Geist), Yi (Vorstellungskraft) und Qi … Er spricht über den Fluss des Qi, der der Vorstellungskraft folgt und sich vom Boden durch den ganzen Körper dorthin bewegt, wo das Qi gebraucht wird. Um mit den Worten zu enden: „All dies unterliegt dem Geist und zeigt sich nicht physisch.“

Damals wie heute sind die Ausführungen nicht leicht zu verstehen, geschweige denn anzuwenden. Für Generationen von Schülern der Inneren Kampfkünste klingen sie wie Zeugnisse aus einer fernen und fremden Welt, und es bedarf einiger Anstrengung und Überlegung, den Sinn zu erfassen.

Der Geist und der Mensch sollen ruhig werden, sich nicht von äußeren Dingen, Emotionen, dem Ego oder dem Ehrgeiz leiten lassen, ganz im Hier und Jetzt verweilen.

„Die Zerstörung des Egos, seine Auflösung im kosmischen und göttlichen Bewusstsein ist auch ein Teil unserer Ansicht der Umwandlung; durch diese Zerstörung entdecken wir die wahre oder spirituelle Person, die ein ewiger Teil des Göttlichen darstellt.“
Sri Aurobindo

Und schaut man in andere Kulturen, ganz egal, ob europäische oder fernöstliche, all die Weisen trachteten danach, den Geist zu kontrollieren und das Ego zu besiegen, aufzulösen…

Warum eigentlich? … und was ist eigentlich der Geist und das Ego?

Das Problem, das hier nach einer Lösung verlangt, ist unsichtbar … physisch nicht sichtbar, wie es auch Chang San-Feng schon wusste. Denn die meisten Handlungen und Worte, die wir ausführen und sprechen, sind unbewusst. Einerseits ist das auch gut so. Wir alle wären längst reif für die Klapsmühle, müssten wir jeden Dialog an der Supermarktkasse oder das tägliche Zähneputzen bewusst erleben und abarbeiten…

Andererseits bedeutet das aber auch, dass es irgendetwas in uns gibt, das diese Dinge steuert. Oder, uns steuert? Denn wer kann sicher sein, dass sich dieses Etwas nur um Smalltalk und Zähneputzen kümmert, bei den wirklich wichtigen Fragen aber plötzlich schweigt? Und wer oder was soll dann eigentlich so plötzlich das Kommando übernehmen?

Sichtbar wird dies z.B. für Push Hands-Spieler. Sie wissen, dass man sicher verliert, wenn man das tut, was man normalerweise tut, nämlich auf Druck mit Gegendruck oder Widerstand zu reagieren. Auch Emotionen wie Wut, Ärger oder Angst verleiten zu Bewegungen, die ein geübter Gegner leicht zu seinem Vorteil nutzen kann.

Hier sind einige Dinge schön zu sehen: dieses Etwas, das uns steuert, glaubt offenbar zu „wissen“, dass man auf Druck hart werden und mit Gegendruck antworten muss – und tut das auch. Ganz automatisch. Komisch nur, dass wir dabei sicher aus dem Gleichgewicht geraten. Da stimmt doch etwas nicht?!

Und statt darüber nachzudenken, ärgern wir uns… Aber ärgern wirklich wir uns? Ärgert sich nicht vielleicht auch dieses Etwas?

Sind wir überhaupt präsent? Leben wir unser Leben überhaupt?
Oder werden wir gelebt? Sind wir ferngesteuert von diesem Etwas?

Nennen wir dieses Etwas Affengeist, wie die Chinesen, oder Ego. Und um es einmal deutlich zu spüren, machen wir ein kleines Experiment: Suchen Sie in Ihrer Vergangenheit einen besonders schönen oder glücklichen Moment. Und dann versuchen Sie, 15 Sekunden ununterbrochen und intensiv an diesen Moment zu denken. Achtung, fertig, los…

15, 14, 13, 12, 11, 10 …

Wetten, dass Sie es NICHT geschafft haben, im ersten Anlauf Ihren Geist und Ihre Vorstellungskraft 15 Sekunden auf einen wunderschönen Moment in Ihrem Leben zu fokussieren? Spätestens nach zehn Sekunden hat ziemlich sicher der Affengeist dazwischen gequatscht und Sie daran erinnert, was Sie unbedingt heute noch erledigen müssen, dass die Verkäuferin beim Bäcker so unfreundlich war, Sie schon wieder für Ihren Chef irgendeinen Blödsinn nebenbei erledigen mussten…

„Es beginnt damit, dass du ICH sagst: Alles, was danach kommt, ist Illusion.“
Kodo Sawaki

Ha! Da haben wir es also ertappt, dieses Ego, das uns steuert, und glaubt, alles besser zu wissen!

Überlegen Sie sich das einmal: Dieses Ego gönnt Ihnen keine 15 Sekunden für eine schöne Erinnerung! Es lässt Sie nicht das denken, was Sie denken wollen! Es handelt für Sie, ohne vorher zu fragen… Starkes Stück!

… und dann ärgert es sich auch noch für Sie, weil das halt so üblich ist! Auch dann noch, wenn es lächerlich und völlig unnötig ist.

Pah! Kein Wunder, dass die Weisen, die dieses Viech erkannt hatten, alles daran setzten, es unschädlich zu machen. Aber wie schafft man das, wenn diese Prozesse doch unbewusst ablaufen?

Weiter zu Teil 2: Vom Ego und der Kunst, im Hier und Jetzt zu leben

(Literatur:
Shaw, Andy: A bugfree mind, 3. Aufl., September 2013; http://www.abugfreemind.com
Tolle, Eckhart: The power of NOW. A guide to spiritual enlightenment. New World Library und Namaste Publishing, 2004)

Taoistische Meditation

Entspannungsmethoden gibt es viele. Eine – etwas weniger bekannte – ist die Taoistische Meditation.

Nun denkt man bei ‘Meditation’ vielleicht gleich an ‘esoterisches Gemüse’ oder Kloster, an spirituelle Versenkung und Säulenheilige. Doch die Taoistische Meditation ist etwas anderes: Sie verbindet Körper, Herz und Seele. Natürlich hat sie auch einen spirituellen Aspekt, den jeder so intensiv praktizieren kann, wie er/sie möchte.

Die Taoistische Meditation setzt jedoch nicht auf einer rein spirituellen Ebene an, sondern beginnt im ‘Leib’. Ich verwende hier ganz bewusst nicht das Wort ‘Körper’. Denn ‘Körper’ bezieht sich nur auf unser ‘Fleisch und Blut’. Der ‘Leib’ geht darüber hinaus – und genau das tut die Taoistische Mediation auch.

Nun sind aus dem asiatischen Kulturkreis die Chakren bekannt, die Energiezentren des Körpers markieren und über den Körper hinaus reichen. Ebenso spricht man in der Taoistischen Meditation von Energiekörpern, die in acht Schichten übereinander liegen.

  1. Physischer Körper
  2. Qi-Körper
  3. Emotionaler Körper. Er darf nicht mit den Emotionen gleichgesetzt werden, steht aber in Beziehung zu den Emotionen
  4. Mentaler Körper. Ermöglicht Visualisierungen, macht Gedanken möglich.
  5. Psychischer Körper. Die Intuition ist hier angesiedelt, die Zeitdimension kann verstanden werden. Nur wenige können diesen Körper wirklich wahrnehmen.
  6. Kausalkörper. Er „sorgt“ dafür, dass wir etwas machen. Karma, Tendenzen in uns. Über diesen Körper sind wir mit dem Universum verbunden nicht nur mit anderen Menschen auf dieser Erde.
  7. Individualkörper
  8. Tao-Körper

In der Taoistischen Meditation geht es nun darum, diese Schichten des Leibes Schritt für Schritt in ihren ganz unterschiedlichen Energien zu erspüren und Blockaden in diesen Schichten zu lösen.

Da Verspannungen sich zwar physisch bemerkbar machen können, jedoch im Qi-Körper oder dem emotionalen oder mentalen Körper sitzen können, ist die durch diese Meditationspraxis erreichte Entspannung sehr viel tiefer. Sie löst Verspannungen dort auf, wo sie entstanden sind – und nicht nur physisch.

Das klingt für viele zunächst sehr seltsam. Wer aber einmal in einem Meditationsseminar (z.B. bei Bruce Kumar Frantzis oder Andreas W Friedrich) erlebt hat, wie unterschiedlich sich die Energien im ‘Leib’ anfühlen und wie erlösend es sein kann, wenn sich Spannungen auflösen und abfließen, der wird diese Art von Entspannungsübung zunehmend in sein Leben einbauen wollen.

Tai Ji Quan, Qi Gong und Experimentelle Zenkünste

Tai Ji Quan ist eine Innere Kampfkunst, Qi Gong eine mehr oder weniger bewegte Form der Meditation. Beiden ist eigen, dass das Zusammenspiel von Körper und Geist erkannt und geschult wird.

So schreibt Andreas W Friedrich in seinem Buch “Tai Ji Quan – Ruhe und Bewegung in Balance”: “Tai Ji Quan ist mehr als Selbstverteidigung, Kampfkunst oder das so genannte Schattenboxen. Es stillt die Sehnsucht, ganz im gegenwärtigen Augenblick zu sein und mit sich selbst und seinem Körper in tieferen Kontakt zu kommen. Die uralte Bewegungskunst beinhaltet die Aspekte von körperlicher, psychischer und mentaler Gesundheitspflege sowie Meditation und integriert diese ins tägliche Leben.”

Ganz im Sinne dieser Definition werden in diesem Blog Themen aufgegriffen und behandelt, die mit allen Aspekten der Inneren Kampfkünste in Verbindung stehen.